Ich schreibe und bin noch reserviert, verletzt, ablehnend. Sonntag, noch einmal spielen, diesmal mit einer anderen Besetzung und F. der Chef des Theater, er hat es vor 25 Jahren mit mir aufgebaut, nach 3 Jahren bin ich ausgestiegen, weil ich seine Art als Chef zu handeln, nicht akzeptieren konnte. Also hat er es alleine gemacht und seine Mitarbeiter teilweise zum Wahnsinn gebracht und viele sind gegangen und unzählige Diskussionen und Absprachen mit ihm gab es, aber das Aber blieb. Er brüllt mich unversehens an, vor dem Abraxas da ich nicht wie er gesagt hatte, kleine blaue Bänke eingeladen habe, die für den heutigen Tag im Blumenthal, Ort der Veranstaltung gebraucht werden. Wir hätten sie gestern schon einladen sollen, aber wir hatten andere Probleme als uns um blaue kleine Bänke zu kümmern, die man ja am Sonntag schnell einladen kann. Unvermittelt dieser Wutanfall, warum ich die Bänke nicht eingeladen habe. Geh ich oder nicht was mach ich. Jedes mal dasselbe mit ihm, ohne ihn immer alles entspannt, mit ihm alles angespannt, hektisch und chaotisch, teilweise , oder es fehlt immer etwas. Sein Versuch wieder gutes Wetter zu machen, blitzen bei mir ab. Ich weiß ich bin loyal, aber im nachhinein denke hätte ich gehen sollen, weil das eine absolute Grenzüberschreitung war. Hatte ich doch ein Tag zuvor ihm die Möglichkeit gegeben das er sein Haus auf Gomera stressfrei verkaufen kann und ich dafür spiele, statt er. Habe ich mich um seinen Hänger gekümmert, damit er auch ohne rohe Gewalt funktioniert, man muss einfach ölen oder fetten und bemerkt der TÜV ist fällig. Einen Akkuschrauber gekauft, damit man das Haus ordentlich anschrauben kann und mir überlegt welchen Schreiner ich anspreche damit das Bühnenbild nach 20 Jahren überholt wird. Heute brauchen wir 4 Personen damit die Veranstaltung abgehalten werden kann. Ich fahre stumm mit und erledige die Dinge die zu tun sind. Richtig schwere Arbeit vor dem Spiel. Es wird gespielt und dann Krisengespräch. Das Bühnenbild muss nicht repariert werden, geht auch so und die Kostüme gehen auch so. Ich weiß das F. total überlastet ist, aber er will alles alleine machen und wenn er was aus der Hand gibt, dann darf und soll niemand selbstständig denken, dann bestimmt er und so soll es geschehen, auch wenn es wie so oft unsinnig ist und die Schauspielerinnen regelmäßig die Krise mit ihm bekommen. Absprachen werden willkürlich durch neue ersetzt und dann ist wieder mal alles easy und ho ho ho ha ha ha alles lustig und macht doch Spaß. Ich sage ich brauche zwei Tage ob ich überhaupt noch jemals spielen werde. Die Schauspielerinnen wünschen es sich, aber ich kann mit F. als Chef nicht zusammen arbeiten. Mitarbeit ist nicht gewünscht, das kann ich nicht. Entweder bin ich in der ersten Reihe oder gar nicht. Oder ich bin in der zweiten Reihe, aber da muss ich die Autorität absolut akzeptieren und das geht bei mir nur wenn ich mitarbeiten kann und meine Vorschläge ernst genommen werden. Das war schon immer so, egal ob es bei der Bundeswehr war oder später in der Krankenpflege. Selbstherrliches und willkürliches agieren in der Arbeit als Chef, und wenn es nur einmal passiert verändert meine Haltung zu der sog. Führungspersönlichkeit. Es gab in meinen Leben nur zwei Personen die ich als kompetent in ihrer Führung erlebt habe und das wichtigste bei ihnen war Klarheit und Bereitschaft und Offenheit und Begegnung auf Augenhöhe, d.h. Vorschläge werden gehört überdacht, verworfen oder angemessen umgesetzt. Es war jedenfalls ein Scheißtag und er hing mir noch einige Tage nach. Aber das Kapitel ist abgeschlossen. Die Sache macht es natürlich auch nicht leichter, da F. und ich auch befreundet sind, waren, wieder werden, ich weiß noch nicht. Das Herz wurde getroffen, denn in meiner beruflichen Laufbahn hat mich noch nie jemand so unvermittelt angeschnauzt, angebrüllt und das mit soviel Wut. Gut das mich J. nach Hause gefahren hat.
Haiku des Tages: Treppen rauf, Treppen runter. Stühle rauf und runter. Menschen kommen und gehen, dazwischen Lachende Kinder und Eltern, aber sie sehen nur die Oberfläche, was auch gut ist.