Beginnend mit Puderzucker, so scheint es, er sich auf den Dächern und Straßen gelegt zu haben, um dann Sekunden später von Autos, Radlern und Fußgänger entstaubt zu werden. Puderzucker aus kalten Nebeltröpfchen über der Stadt. Eingehüllt in Eiskristallen, Bäume und Sträucher. Verfestigt, abkühlt, steif und nach Wärme, menschlicher Wärme und Halt tonlos schreiend, die Menschen denen ich heute begegnet bin. Die, wenn sie ihre Stimmen erheben, laut, ungestüm, verletzend zu sich und anderen sind. Junge Menschen, die wenigsten 18 Jahre alt, heimatlos, nein ,zu Hause los sind. Weggestoßen, nicht gewollt von den eigenen Eltern, verwahrlost auf der Straße lebend. Schutz, Rückhalt bietet die Schule. Junge Mütter, mit Kind, aufgenommen von den überforderten Großeltern, die nun ihren Körper, ihre Jugend anbietet, Männer die dies wahrnehmen. Beide krank, das Mädchen, der Mann, der nicht sieht welches Leid sie trägt. Er trägt auch Leid, aber ein anderes. Jungs, aber eigentliche ganz ganz ganz junge Männer, die nie ein Frühstück sahen, geschweige ein Buch. Junge Frauen, die ihre Sehnsucht nach Liebe und Wärme, Zugehörigkeit stillen, in Serien, Büchern. Früher hießen sie “ Die Schicksaljahre des Doktors“, lesbar und kaufbar für einen Euro, eine DM. Heute bedient eine Armada von Schriftstellern, Drehbuchautoren mit Softpornographischen Geschichten Mädchen, junge Frauen die kaum Zuwendung, Liebe von ihren Eltern bekamen. Schicksale, Dramen in einer Klasse, nein in fast jeder Klasse, des Schreibens, des Lesens nicht mächtig. Nur laut, teilweise, ihre Not die sie austragen, mit Lehrkräften und Freunden überfordert sie und andere. Die anderen Leisen, still in sich hinein weinen und manch eine greift zur Schlaftablette, zum Alkohol, zum Messer oder steht auf der Brücke und schaut in eine Tiefe, die für ein junges Leben viel zu tief ist. Wer Glück hat, hat gute Betreuer:innen und kommt aus dieser Spirale heraus. Irgendwann müssen sie entlassen werden aus der Schule oder gehen selber, gestrauchelt, gefallen, unsicher, verführbar, politisch, religiös, menschlich, nutzbar gemacht für Interessen die nicht ihre sind und auch nie werden. Werden sie schnell altern? Wieviel Winter werden sie erleben, alleine, mit jemanden zusammen? Haben sie doch Alle eine Ahnung was Liebe sein könnte, der Wunsch ist da in ihnen. Wir haben ihnen hoffentlich Mut gemacht, Perspektiven geöffnet in diesen 3 Stunden und eigentlich müsste man jede und jeden einzeln jeden Tag in den Arm nehmen und sagen “ du bist schön, du kannst so viel, nur Mut, steh auf, immer wenn du fällst, du kannst es, wir, ich glauben an dich“. Die Leistungen der Lehrkräfte jeden Tag diese Atmosphäre aus Ziellosigkeit, Hilflosigkeit, Trotz und Wut, Verzweiflung zu atmen, damit zu leben, dies ist bewundernswert und nicht bezahlbar. Diese Lehrkräfte müssten jeden Tag Lob bekommen von den Medien, der Gesellschaft.
Müde, Mittagsschlaf, Büro und viele Bilder aus Namibia, aus Nepal, aus Thailand von unseren Freunden. Ich freue mich mit, mit ihnen die gerade unterwegs auf dieser schönen Erde sind, mit ihrer Vielfalt aus Menschen, Tieren, Pflanzen, Wolken, Religionen, Essen und Allen ist gleich das Lachen, die Sehnsucht nach Frieden im Kleinen, im Großen, nach Liebe und Zugehörigkeit.
Und endend mit einer Abendmeditation, der Klang der Klangschale, der Stille des Zimmers. Eine Umarmung mit S., die heute einen langen Tag hatte.
Haiku des Tages: Gelb und grau die Mülltonnen, voll. Das Müllauto, ein Mann, derselbe Ablauf, im Schlafe fast, nein ganz wach. Gelb und Grau sind nur leer. Danke