Lieber Michael, seit 2018 waren wir regelmäßig in Kontakt, über Whats App oder ganz analog und morgen am 6.12.24 wirst du beerdigt. Liegst im Sarg oder bist zur Asche geworden, zumindest was deinen Körper betrifft. Der hat dir die letzten Jahre arg zugesetzt. Ja ich werde dich vermissen, wie ich dich auch in den letzten Wochen leibhaftig vermisst habe. Du bist mir auf Status bzw. Aktuelles bei Whats App gefolgt. Hast kleine Kommentar geschrieben oder Herzchen gesendet. Noch vor einer Woche als Sonja und ich in der Eifel waren. Jedes Mal dachte ich mir ich will dich anrufen. Und jetzt ….. kein Michael mehr. In der Bäckerei Schneider haben wir uns kennengelernt, meisten morgens einen kurzen Schwatz abgehalten, du mit Kaffee und ich mit Tee, die AZ geteilt. Du bist in den Verlag und ich ins Theater. Das Theater hat den kleinen Engele von dir inszeniert und du warst begeistert. Er wird immer noch gespielt. Du hast meine Tigerelchkuhgeschichte gelesen und gleich gemocht und daraus ist mein Kinderbuch entstanden. Ja es war immer eine Freude mit dir, egal ob bei dir im Verlag oder beim Schneider oder Ottillinger. Irgendwann kam Corona und wir haben uns im Sommer fast regelmäßig im Eiscafe First getroffen. Das Eis, nicht das Beste, durchschnittlich, aber es gab meistens einen Platz für dich und mich. Ab und zu war auch Sonja dabei. Selten ausgemacht, aber regelmäßig getroffen und ausgetauscht. Deine oder meine obligatorische Zeitung wurde beiseite gelegt und dann wurde geratscht, geredet, ,philosophiert, ausgetauscht, zugehört und ergänzt. Jedes Treffen ein Genuss eine Freude, es gab einiges zum Lachen und schmunzeln. Kochrezepte wurden ausgetauscht und hin und wieder gab es ein Bild auf Status von dem was du gekocht hast. Im letzten Sommer, du gezeichnet von deiner Krankheit, trotzdem willens oder vielleicht auch deswegen heiter und zuversichtlich. Manchmal hingen wir zwei Stunden gemeinsam im Eiscafe ab und Jemal, der Kellner flitzte vorbei, machte seine Bemerkungen. Ich kenn Jemal von der Schule, ehemaliger Schüler, und du hast ihn über deine offene Art für dich gewonnen. Gut das die Sommer warm waren, so konntest du gegen 16/17 Uhr dich aus deiner Wohnung wagen und so die Wärme genießen oder morgens zwischen all den leeren Stühlen im Eiscafe die Zeitung lesen und Kaffee trinken. Du warst nicht so einer der sich aufgeregt hat über die Weltgeschichte und die Politik, nein das war nicht dein Stil, meckern, nein, ein Genussmensch, im Geiste und auch körperlich. Musik, Literatur, Reisen und menschliche Begegnungen, das waren unsere Themen. Im November dachte ich mir noch ich muss dich anrufen, aber habe es nicht gemacht. Nun, im neuen Sommer gibt es keinen Michael Moratti mehr, der mit mir die warmen Nachmittage im Eiscafe First in Pfersee für eine Stunde oder zwei teilt. Keinen den es aus leiblichen Genüssen zu einem Eiskaffee im Sommer treibt. Ja ich werde dich vermissen, tue ich jetzt schon und wenn es das erste Mal warm ist im Mai 2025, das Eiskaffee geöffnet hat, es nachmittags ist, werde ich mir einen guten Platz aussuchen, einen Eiskaffee für dich und mich bestellen. Werde die AZ hinlegen neben deinen Eiskaffee, ein Gedicht schreiben, vielleicht ein paar Tränen aus den Augen wischen, wie jetzt gerade, zahlen und dann ins Luftbad radeln. Jemal oder Ehrmann, den Kellnern werde ich sagen, Michael sitzt zwar nicht mehr neben mir, aber sein guter Geist weht gerade über uns, über dem Cafe, über Augsburg und vielleicht schreibt er ein Buch, nein ein Comic über den Frieden, den wir in dieser Welt so dringend brauchen. Michael Danke
Michael Moratti-Abschied
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