Die letzte Nacht in Portugal auf knapp 1000 Meter Höhe. Nachts schneite es, nicht viel, aber es zeigt auf wie kalt es wurde. Seit Tagen hängt ein Regen – und Tiefdruckgebiet über weite Teile der iberischen Halbinsel. Von Wärme keine Spur. Lässt sich die Sonne mal kurz blicken, spüren wir trotzdem den kalten Wind. Ja, es ist Winter. Die Männer mit Wollmützen und die Frauen in dicken Jacken, später beim Einkaufen. Am Morgen besuchte uns der riesige Hund der die halbe Nacht durchgebellt hatte. Ein großes Tier aber ängstlich. Im Bus ist es warm und da heute Sonntag ist, kommen doch die ersten Ausflügler recht früh zu dem Ausflugsziel auf den wir stehen, mit Blick auf Seia. Frühstück und ab nach unten in die Kleinstadt, kurzer Einkauf. Seia ist Dokumentarfilmer:innen bekannt da dort jährlich im Herbst das CineEco Filmfestival stattfindet. Volker Sattel gewann mit seinen Film „Unter Kontrolle“ einen Preis. Thema des Festival ist die Umwelt und die pädagogischen Aspekte zum Thema Umwelt. Wir verlassen die Stadt im sonntagsgrau und machen uns weiter auf den Weg Richtung Frankreich. Weit kommen wir nicht, da wir in Pinzio, einer Kleinstadt, direkt neben der Schnellstraße anhalten. Faszinieren uns schon seit geraumer Zeit, die großen runden Granitsteine neben der Straße, die wie Murmeln die Landschaft prägen, müssen wir raus und wollen diese Landschaft fußläufig besuchen. Es eröffnet sich eine magische Landschaft, traumhaft, unwirklich. Da gerade die Sonne sich blicken lässt, wirkt das Moos auf den riesigen Rundsteinen in verschiedenen Farbtönen, noch strahlender als sonst. Es ist warm, weich, anschmiegsam. Wie auch die Steine mit ihren Rundungen, die die Landschaft sehr weiblich prägen. Nichts schroffes, abweisendes, kaltes, kantiges, nein, da mit dem Moos bewachsen und den kleinen rosigen Blüten und den weißen Ginster, alles sehr einladend. Wir bleiben auf einem der runden Steinen sitzen, andächtig lauschen wir fast eine halbe Stunde lang dieser Landschaft. Ich begebe mich in einer dieser Felsspalten, fühle mich aufgehoben. Ein Ort für den unruhigen Geist den wir Menschen in uns tragen, der hier möglicher Weise Antworten bekommen kann und die Seele Frieden, tiefen Frieden, sodass Gedanken an den Tod verschwinden und gleichzeitig eine tiefe Verbundenheit mit dieser Erde und der Zeit entsteht. Leben, Lieben, Sterben, Transformation, alles vereint diese Landschaft. Tränen, Staunen und Lächeln, über uns und dem was uns umgibt. Heimat Erde. Seit Jahrmillionen liegen diese steinigen Wesen hier herum, umgeben von Pflanzen und selbst eingehüllt im warmen Pelz des grünen, ockerfarbenen Mooses und Flechten. Was für ein inneres und äußeres Erlebnis. Hier müssen wir unbedingt noch einmal her und länger wandern gehen, ist doch auch das Serra da Estrela nicht weit und lädt auch dort zum wandern ein und wer will, im Winter zum Skifahren. Die höchste Erhebung in der Serra ist fast 2000 Meter hoch. Die Zeit ist vergangen und nach dem Mittagessen ( 15 Uhr ) fahren wir weiter. Sind wir doch gerade erst 81 km von Seia entfernt. Ziel für den heutigen Tag ist Tordesillas. So fahren wir die nächsten Kilometer Richtung Spanien, erreichen wieder einmal ein Teil Europa´s. Europa ein Kontinent, der so vielfältig ist an Kultur und Landschaft, wie wenige Kontinente auf diesem Planeten. Es sollte zur “ Pflicht “ werden, das jeder Bürger:in ein Jahr frei bekommt um Europa zu entdecken. Kaum in Spanien wird es flach und Steineichenwälder begleiten uns. Im Herbst werden dann die iberischen Schweine hineingeführt um dort die Eicheln aufzufressen. Es wird flach, der Blick weit in den wolkentürmenden Himmel über uns. Vor Tordesillas ändert sich die Landschaft wieder und Kieferwälder mit ihrem frischem grün ziehen vorbei. Hinein in dem Campingplatz El Astral, super gepflegte Sanitäranlagen, mit klassischer Musikbegleitung beim Duschen. Bester Platz bisher, schade nur, dass es so kalt ist. Abendessen, Meditation. Ruhe im Bus. Haiku des Tages: In Landschaften eintauchen, sie in Ruhe und Respekt begehen. Den Reisenden gehen die Herzen auf.
3.3.2024 Seia – Tordesillas
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