Die Wärme umhüllt uns wie eine leichte wollene Decke. Permanent und meistens nicht aufdringlich, sondern stetig mit der Gewissheit, es tut gut. Keine Hitze, nur Wärme. Ich schwimme am Lago, der in Ufernähe zu warm, aber ein paar Meter weiter, kühl, erfrischend. Der Blick hinauf zu den Hügeln die Luino umgeben und weiter Richtung der hohen Berge, auch nach Cannobio auf der anderen Seite. Der Himmel etwas dunstig, die Sonne sticht nicht, sondern wärmt. Sonja mit Luca am Strand, ratschend. Lucas Hund springt herum, auf die Decke und beide uniso zum Hund – Gehts noch- .
Ein Blick auf´s Handy, Bundesliga, nein kein Interesse für das Samstagritual- Heute im Stadion- während Luca und Sonja im Carrefour einkaufen
Wir können uns nicht wirklich entscheiden, wollen wir noch baden, sind wir doch deswegen nach Luino gefahren. Nein, jetzt nicht mehr- und du Volker – ich könnte auch Eis essen. Beide lachen. Ich auch meint Sonja, aber eigentlich habe ich Hunger, es ist Mittag, aber was Gscheits. Hier gibts aber nichts veganes, ergänzt Luca.
In Luino angekommen. Wir schlendern am Ufer entlang. Ein Rennradler mit dem TShirt -this guy need a beere- , is klar das ich eine Bemerkung mache und dann über ihre Räder staune. Rennräder mit E Antrieb, Vollcarbon und von Specialized. Viel Geld, sehr viel Geld, für die Bikes. Wir setzen uns ins erste Cafe, Sonja will einen Espresso und ich eine Cola. Tickets kaufen steht an, für morgen, mit der Fähre nach Cannobio fahren. Ob die beiden verliebten Schmetterlinge mitfahren, da wir doch früh aufstehen werden am Sonntag? Ein kurzes Telefonat und dann, abwarten auf Antwort. Ach ja einkaufen wollen auch noch im Carrefour.
Ein Restaurant was wir uns anschauen, fällt durch. Also Eis essen und dann wieder hoch nach Agra? Ach ja, noch einkaufen im Carrefour. Neben der Eisdiele, eine Essbar Epoke, die große Überraschung, vegane und sonstige Bowl`s kann man zusammenstellen. Nebendran -Die Eisdiele-. Sehr gut und preisgünstig. Danach das Eis, also doch die richtige Reihenfolge, zuerst das herzhafte und dann das Sweety und dann baden und dann einkaufen. Eigentlich so wars geplant. Aber wir eiern noch ein wenig rum.
Und nun, also doch rein in den See und schwimmen, deswegen sind wir ja hier, oder ? Standen auch schon am Ticketschalter für die Fähre und kauften Tickets für den Sonntagsausflug mit dem Schiff nach Cannobio. Wir drei sind uns einig und die beiden Dauerverliebten? Welche Hormone steuern sie nun gerade.? Zuerst rauchen, etwas trinken und dann unter die Decke oder umgekehrt. Ach ja etwas Essen auch noch – morgen, wohin fahren – mit dem Schiff – um wieviel Uhr – 9.25 Uhr -müssen wir uns noch überlegen. Wir trinken an der Uferpromenade Kaffee, Cola und Osaft. Es blubbert vor sich hin zwischen uns dreien – die Engländer sind prozentual führend als Veganer, danach Australier – die Schweizer – und …. Wer hätte das gedacht, die Engländer, der Fussball will nicht zu ihnen nach Hause, aber in der Veganen Liga die Ersten. Hundethema, gedanklich halte ich mich raus, mache irgendwann eine Bemerkung, weil es mich langweilt. Früher großes Drama und diesmal geht die Stimmung von Luca nicht in den Keller sondern, nur in den ersten Stock. Zurück zum Schalter, wir kaufen drei Karten und danach erst zwei für das Liebespaar . Zu spät das Handy gezückt, die Nachricht war schon längst da, dass sie sich uns anschließen wollen. Der Plan also morgen mit der ganzen Bagage nach dem Schiffsausflug sich in die Fluten des Lago zu stürzen entsteht so nebenbei, dann können wir jetzt einkaufen oder Eis essen und dann wieder nach Agra fahren. Nichts dergleichen. Vegan gegessen, dann Eis geschleckt und nun im Lago geschwommen. Eigentlich das was wir machen wollten. Etwas verwirrend und hin und her, mit vielen kleinen Möglichkeiten, die sich auftun und den ursprünglichen Plan außer Kraft setzen, aber dann wieder zusammen fügten. Niemand stresst, alles relaxed. Auch das Einkaufen im Carrefour. Leichte Tage in Agra
Der Sprung ins kalte Wasser war auch gestern am Freitag in die Giona. Gebirgsfluss, ein Tag zuvor, Donnerstag, kleiner Ausflug zu den Gumpen des Flusses und den alten verfallenen Mühlen ,Mulini di piero. Der Weg dahin, eine Schlange. Windet sich die Straße durch die Berge und Wälder. Reste von Muren und Gestein an den Rändern und immer wieder Steine auf den Straßen. Es gab viel Regen, Starkregen, in den Wochen zuvor, dann ist die Straße gesperrt. Mulini di piero, Parkplatz, ah die Seilbahn, die seit 2018 nicht mehr funktioniert und oben ist Monteviasco, ein kleines altes Dorf. 1400 große und kleinere Treppen führen hinauf, von ca. 400 m auf 900 m Höhe.
Die Giona lockt mit ihrem Wasser. Monteviasco lockt nicht , die 1400 Treppen fordern heraus. Morgen früh am Freitag hinauf. Früh aufstehen. Heute, Donnerstag schlendern wir, Sonja Luca und ich gegen Mittag zwischen den Kühen und den verfallenen Mühlen. Rein in die Giona. Das Wasser schmeckt herrlich, es kühlt erfrischend. Brotzeit am Ufer. Entspannte Menschen um uns herum, weit verstreut. Auch die Ziegen, die als große Herde ( 30 bis 40 Tiere )Richtung Fluss streben sind entspannt. Dreißig/Vierzig Ziegen ohne Hirten, einfach so. Eine Familie hat sich mit ihrer Decke auf ihren Pfad gelegt. Jetzt stehen stehen zwei davon auf derselben und der Besitzer macht ein Selfie von sich und den Ziegen auf der Decke. Auf der anderen Uferseite gibt es lecker Fressen und sie machen sich über den Sommerflieder her, der von unzähligen Schmetterlingen umschwirrt wird. Auch diese im Liebestaumel. Zu zweit, zu dritt, viert und mehr flattern sie über die Wiesen und den Fluss. Leichte Tage in Agra, so leicht wie die Schmetterlinge. Wohin führt der Weg, es darf auch ein Umweg sein. Keine Entscheidungen treffen, is mir egal was wir machen, meint Luca. Also entscheiden wir. Auch fein. Dafür sind wir da, entspannte Luca, wenn fast alles egal ist, wofür dann Entscheidungen treffen, wenn eh alles gut ist.
Die Abende, nur mir manchmal, etwas zu laut, zu lustig, manchmal, zu viel Alkohol, für mich, nicht für die andere. Das Liebespaar schwebt auf Wolke Rosa und Mäxle das alte gute Würfelspiel ist immer laut. Freude und Entsetzen über das eigene oder fremde Würfelglück, steigert das Wohlgefühl der beiden und auch bei Luca und Sonja und mir. Das Lachen bleibt im Halse stecken, im Bauch, bis es sich seine Bahn durch das Zwerchfell bahnt, um dann in Tränen seine Erlösung findet und der Bauch sich entspannt. Natürlich viel Chaos in der Ordnung, wird doch gerade eine neue Ordnung geschaffen. Leichte Tage in Agra. Die Treppen hinauf nach Monteviasco, steil und stetig, am Freitag. Es ist kühl und da ist gut so. Waren fast die einzigen die nach oben wollten. Wolf war schneller und er wartete auf uns, nicht direkt auf uns, aber auf Personen die kommen werden um seine neue Geschirrspülmaschine auf den Lastenkorb der Seilbahn zu hieven. Personen sind nicht zugelassen, nur noch Lasten werden mit der Seilbahn nach Monteviasco nach oben ins Dorf befördert. Wir gehen zu Fuß, ich zähle die Treppen und komme auf 1000 als wir das Dorf erreichen. Zehn Jahre hat es gedauert bis die Treppen angelegt waren. Von 1813 bis 1822, alles mit Steinen aus und von dem Berg. Wolf erzählt uns, das nur noch eine Handvoll Personen im Dorf wohnen. Er trifft sich mit seinen Leuten täglich um 12 Uhr für einen Mittagsaperitif. Soziale Kontrolle, könnte doch jemand schon gestorben sein. Wolf 81 Jahre, aber fit, mit zwei neuen Kniegelenken, ist er fast so schnell oben wie wir um seine Geschirrmaschine zu begleiten, die von einem Kettenfahrzeug über die schmalen Wege zu seinem Haus gebracht wird. Wir bummeln durch´s Dörfle und sehen wirklich nicht viele Personen. Aber wir treffen auf Laura, neben der Pfarrkirche San Vittore, die sehr gut erhalten ist und mit ihren Malereien und Fresken beeindruckt. Laura hat gegenüber eine kleine und feine Unterkunft für Bergwanderer. Ich höre Musik, sehe das Schild Aperto, klopfe, gehe hinein, sie erschrickt kurz und dann lacht sie. Welch eine herzliche Person. Wir bekommen Kaffee und Cappuccino und nach unserer Brotzeit ihr Geheimrezept für frittierte Salbeiblätter. Irgendwann wollen wir hier oben, jenseits von Lichtverschmutzung, Autos übernachten. Vielleicht können wir auch ein Blick in die weit entfernten Galaxien werfen, wenn wir ins Observatorium können. Wir sind auf 900 Höhenmeter, nur umgeben von Wäldern und Bergen. Der Weg nach unten geht schneller und nach 45 Minuten kommen wir zeitgleich mit Luca, Yannick und Natalie am Parkplatz an und laufen gleich weiter zum kleinen Wasserfall der Giona. Leichte Tage in Agra. Der Nachmittag vergeht mit Baden und Spass haben. Yannick ist glücklich, Fluss und Steine. Sonja auch, ist sie doch mit ihren beiden Kindern unterwegs. Der Schlangenweg zurück, erscheint nun kürzer, es sind nur 25 Minuten und dann Siesta in Agra. Überall Schmetterlinge, im Bauch, auf den Wiesen, im Herzen, in der Luft, in den Augen, auf der Haut. Die Jugend macht sich bereit, geht abends runter ins Städtle. Wir passen auf´s Hündle auf, während die Jugend freitags Abend Luino erkundet.
Mit der Fähre nach Cannobio. Sonntag-Markttag, alles strebt dahin, der Anziehungspunkt für alle Touristen, Schweizer und ein paar Einheimische. Trubel, Trubel. Wir finden, jeder, was er oder sie nicht sucht, aber irgendwo im Geiste im letzten Winkel des Wunschschrankes verborgen ist und nun auf dem Markt zum Vorschein kommt. Luca findet eine coole Ferrarijacke von Michael Schumacher, ( lass es dir gut gehen ), ich mein blaues Hemd, Sonja ihren Teppich und Yannick und Natalie was sie begehren. Kleiner Konsumrausch, bevor es wieder um 13 Uhr zurückgeht. Noch einmal Bowl essen und mit den freundlichen Gastronom herumschnacken, der sich rührend um Chernyy (kleiner Liebling von Luca ) kümmert. Noch einmal in den Lago Maggiore, etwas Boule spielen, mit Steinen. Leichte Tage in Agra. Resteessen am Abend nach der Siesta und langsames aufräumen, mit Hindernissen, da doch die Küche noch gebraucht wird. Egal. Letzte Blicke auf den Lago vom Haus aus. In der Ferne ahnt man Gewitter. Nachts Wetterleuchten und gegen 5 Uhr wache ich auf vom ständigen Blitzgewitter in der Ferne. Es bleibt trocken. Kehren, Staubsaugen, Wischen, Putzen, ausräumen. Türe schließen. Ein Besuch bei Filomena, quasi ein kleines Frühstück, runden die leichte Tage ab. Das Haus bleibt, wir fahren, zuerst nach Lindau um die Jean Claude und Christo Ausstellung zu besuchen, aber daraus wird nix. Trotzdem schön in Lindau auch wenn unser Lieblingslokal montags geschlossen hat. Viele Touristen, am Lago verlaufen sich alle und Luino ist sowieso keine Touristenhochburg.
Blitzlichter – Mopedcorso von ca. 100 jungen Kerlen und Mädchen die mit ihren lauten Maschine durch Luino fahren – lautes Lachen und „Scheiße“ bei Phase 10 – Mäxle und Aperol – deftiges Rissotto – Prosecco – viele Zigaretten – Dusche an der Ecke – Meditation auf der Gartenhausterrasse – spielender tobender Chernyy – Sonja die froh ist um ihren Ring, der verloren schien – Natalie, die neu ist in der Runde und sich gut einfügt – entspannte Luca ( kein 5 Rad am Wagen ) – verschmust alle fünf – leckeres Resteessen – viele Lagoblicke – Yannick alleine blickend auf den See – zusammen mit Natalie blickend – im Pool liegen – abkühlen -Leichte Tage in Agra – leichte Gartenarbeit –
Lieber Wilhelm, posthum vielen Dank für deine Eingebung, dieses kleine Anwesen zu kaufen und zusammen mit Birgit dieses Paradies angelegt zu haben. Vielen Dank liebe Birgit, uns die Möglichkeit gegen zu haben, dieses kleine Paradies zu besuchen. Waren wir im März schon da, ohne dem Grün um uns herum, leuchtet es jetzt noch mehr im Abendlicht und unter den Sternen, am Morgen.