Worms – Mainz 9.8.24

Die Nacht war schrecklich, ein Albtraum nach dem anderen. Es lag nicht am Minizimmer, sondern an allem. An der Fahrt, das Rad spinnt, irgendwie bin ich gerade unmotiviert. In der Ferne beim Wormser Dom, grüne Papageien. Das Frühstück und die Organisation etwas unübersichtlich. Nicht so geschmeidig wie bei den beiden anderen Jugendherbergen und auch die Leute nicht ganz so offen, bis auf die zwei alten Belgier. Ein alten eingespieltes Ehepaar, seit Jahrzehnten auf Rädern. Da mit meinen Tacho was nicht stimmt fahre ich zur Werkstatt und komme erst gegen 10 Uhr aus Worms heraus. Laut Maps sollte ich in 3 Stunden, maximal, in Mainz sein. Dort habe ich ein Hotelzimmer reserviert. Stationen sind Ibersheim, Hamm am Rhein, Oppenheim, Nierstein, Nackenheim, Laubenheim, Mainz, oder sollten es sein. Zwar habe mich nicht verfahren, aber es gab einige Umwege, weg vom Rheinuferweg, der entweder auch vom Hochwasser gezeichnet war oder umgebaut wird, denn einige Umleitungsschilder stehen schon länger und bleiben noch länger. Also viel Natur, Wiesen, Wälder, Auenlandschaften. Greifvögel und Störche, wilde E Biker die Zusehens mehr werden. Ich fühle mich auf einmal wieder mit der Natur verbunden, dieses schöne angenehme Verbundenheitsgefühl mit der Natur stellt sich etwas ein. Wie lange habe ich es schon nicht mehr gehabt? Das Herz geht auf und all krumme Gedanken lösen sich auf. Gegen Mittag eine kleine Radlerstation, Essen und Trinken und schauen, hinauf zu dem Baum, neben mir, in den Himmel. Schwalben, noch sind sie da. Freude, Zufriedenheit und vor allem ich daddle nicht am Handy herum. Gerade wenn man alleine unterwegs ist, wird das Handy ein Info-Talk-Unterhaltungsersatz. Heute nicht. Es füllt sich die Radlerstation nach und nach. Alles sehr beschaulich und fein. Zwei ältere Jungs haben es ganz wichtig mit ihren Rennräder. Sind augenscheinlich sehr neu und haben eine E-Schaltung. Heute ist Mein Hintern macht Probleme. Bei jeder Rast creme ich ihn ein. Sonne pur und warme, heiße Luft und ich radle einfach weiter Richtung Mainz. Es waren diesmal keine 100 km, vielleicht nur 80 aber auch das genügt. Die letzten Kilometer oft am Rhein entlang und ich bekomme Hinterhof- Hintergarten-Dorfeinblicke von Deutschland, die eigentlich eine eigene Tour wert wären, noch einmal zu fahren. Mit einer guten Kamera. Wäre ein guter aufschlussreifer Bildband von Deutschland. Wann komme ich in Mainz an, die genaue Uhrzeit habe ich nicht mehr Kopf, aber es war so gegen 18 Uhr. Ja das Rheinufer begeistert mich hier in Mainz. Ob ich Anne Marrit treffe, rein zufällig, das wäre irgendwie cool. Was passiert heute Abend, heute Nacht hier am Rheinufer es ist eine coole entspannte Stimmung hier. Ich sammle Eindrücke im vorüber radeln und komme sehr bald ins Hotel. Füsse hoch, ins Bett gelegt und eingeschlafen. Mein Zimmer geht in den Hinterhof einer Mainzer Wohnanlage. Trotz Geräuschkulisse der Nachbarn, Kinder, Mopeds und Musik schlafe ich kurz ein. Es ist warm, immer noch, irgendetwas mit 28 Grad um 19 Uhr. Ich fahre zum Rhein und auf den Weg zu einem Restaurant, Nudeln soll es geben, laut google die Besten am Rheinufer. Mein Hotel liegt in einem Problemviertel vielleicht, aber jedenfalls mit hohem Miganteil und, so kommt es mir vor, bildungsfernen Bürgern. Die Straße bringt mich aber zum Rhein. Der junge Mann den ich fragte, traue ich nun nicht mehr, denn er meinte die blauen Straßenschilder führen alle zum Rhein. Ja Mainz ist reich und vielfältig und hat Häuser aus Gold. Wenn man die Gebäude sieht und sie Menschen aus Afrika, Asien zeigt und behauptet die Deutschen wohnen in Häusern aus Gold, jeder würde es glauben. In der nun langsam sinkenden Sonne glitzern die Wohnanlage goldfarben. Dazu noch ein Jachthafen, Mainz wie es geldig ist und protzt. Rheinufer, Abendstimmung, Väter mit ihren Kindern, Bootsverkehr, Menschenschlange die auf´s Schiff wollen um abzutanzen, After Work Party auf dem Rhein. Ich bin platt, das Schiff kommt, laute Partymusik und der Kahn füllt sich mit den nächsten hundert Partyverrückten die alle sehr schwer gearbeitet haben. Auf dem Rasen neben Rhein, Familien, Frisbee, Picknick, Pärchen lachend, redend, Gruppen die Essen und ratschen, Karten spielen. Es ist warm, irgendwelche Gerüche ziehen vorbei, genauso wie die Fußgänger aus allen Länder der Welt. Schicke muslemische Frauen, ebenso Geschäftsmänner die lässig entlang gehen. Kinder die toben. Von weitem Musik die an Malle erinnert und ein Fresskiosk und Bierstand nach dem anderen. Keine Hundert Meter entfernt chillige Strandstimmung mit Sand, Beachvolleyball, luftige lässige Jungs und Mädels. Sonnengebräunt im Strandkorb liegen oder Strandstuhl. Später am Abend spielt hier eine Rockband die Oldies die jeder kennt und jeder darauf tanzen kann. Während die Kähne entweder flussauf oder flussabwärts tuckern. Der Himmel rosa, lila, blaue Wolken die sich auftürmen. Aber noch ist es hell und ich finde, neben der Bühne auf der gleich ein Klassikkonzert stattfinden wird, im Beviamo meinen Platz. Eine sehr gute Pasta mit Klassik. Alles fein und gut, nicht zu edel. Dann kommen drei seltsame Typen, die anscheinend den Kellner kennen und dessen gute Stimmung mit einen Mal umschlägt. Ich gehe, da diese Jungs nur rauchen und seltsam sind. Ich gehe an der Bühne vorbei und lass mich von den Klängen von Mozart begeistern und dem ganzen leichten Treiben der Menschen um mich herum. Ich habe keine Ahnung wie Mainz sonst ist, aber der Abend heute hat mich für die Stadt begeistert. Ich wippe noch ein wenig bei der Rockband mit und bin gegen 22 Uhr im Hotel. Was für ein schöner Abend.


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