Um kurz vor 6 Uhr wache ich auf. Eigentlich war es eher kurz nach 5 Uhr. Dreh und wende mich im Bett und stehe auf. Kurz vor sechs Uhr. Packen und dann geht es los. Das Hotel schläft noch. Es ist 6.30 Uhr. Wieder heißt es den richtigen Weg heraus aus der Stadt zu finden. Da macht Google Maps seine Aufgabe gut, aber dann als Radler, diese Wegbeschreibungen, nun, eher bedingt. Eine Araltanke hat auf und ich frühstücke. Ratsche mit der Nachtschicht und dann weiter hinaus aus Mainz. Ingelheim und Bingen, alle beide am Rhein, sind meine Zwischenstationen, dann kommen Burg Rheinstein, Bacharach, Oberwesel, Kempten, St. Goar, Boppard, Spay und Koblenz. UNESCO Welterbe das Obere Mittelrheintal. Loreley und Burgen hinter jeder Flussbiegung. Geschichtsträchtig der Vater Rhein und seine Städte. Das Gute war und ist auch heute, es geht flach weiter. Das ist gut so, denn heute ist sehr heiß und ich bin dauernd der Sonne ausgesetzt. Am Anfang noch nicht, da es noch durch Auenwälder geht, aber bald und sehr oft direkt am Rhein, neben der Straße entlang und immer die Sonne im Gesicht. Die ersten Kilometer auf der Hauptstrecke begleiten mich und andere Radler, die nun immer mehr werden, Läufer die zwischen 26 und 52 Kilometer laufen. Ein Charitylauf zur Unterstützung der Familien die krebskranke Kinder haben. Manche Läufer sind gut drauf, manch einer und eine muten sich etwas zu, was nicht gut ist. Es ist zehn Uhr und heiß. Ich trinke was ich trinken kann und irgendwann mitten auf der Strecke mache ich eine kleine Pause. Schatten wo bist du, ein kleiner Baum muss herhalten. Super. Weiter. Alle Radler überholen mich, bis auf einen den ich überhole, aber dessen Rad wog mit ihm zusammen 140 Kilo. Verrückt, während ich radle, kommt ein Schiff dem Rhein entlang mit mind. 100 Menschen, die auf dem Schiff auf dem Spinning Bike bei lauter Musik und heftiger Ansage eines Animateurs strampeln was die Beine hergeben. Bevor ich allerdings vollkommen dehydriere, kommt direkt an der Strecke ein Italiener und es gibt Pasta und Cola. Frische Kräfte sammeln für die letzten 35 Kilometer. Eine kleine Pause für einen Sprung in den Rhein und zum Abkühlen und für das Karibikgefühl am Rhein und für die eigene Erinnerung. Die letzten Kilometer bis Koblenz. Meine Vorstellung, mit Sonja, im Cafe sitzend, ein Eis zu schlabbern geht nicht auf. In Koblenz ist der Rhein in Flammen. So heißt das Fest was um 17 Uhr beginnt und bis tief in die Nacht dauert. Am Deutschen Eck unterhalb der Feste, laufen ca. 30 Boote an, leuchten in die Nacht hinein und dann großes Feuerwerkspektakel. So wird es sein, ohne mich als Augenzeuge. Jetzt bei der Ankunft, großes Umleitungschaos, da das Fest beginnt oder da und dort im Aufbau ist. Während meiner Fahrt habe ich die Festivität schon mitbekommen, da in jedem Dorf zur Rheinuferseite hin, Stände und Buden aufgebaut wurden. Hier in Koblenz ist die Hölle los. Viel dichter und enger als am Rheinufer in Mainz. Sonja holt mich ab. Wir fahren zu Tim und Conny . Bin froh diesen Berg nicht mit dem Rad fahren zu müssen. Schöner Empfang bei den Beiden und ihrer Familie. Danke nochmal. Ich sage zum Thema Fazit der Fahrt: etwas leichtsinnig, anstrengend, manchmal oder oft der reine Willensakt ca. 100 km am Tag zu fahren, mehrmals im roten Bereich gewesen, besondere Augen-Blicke und Begegnungen gehabt, schöne Landschaften und neue Städte kurz kennen gelernt und Glück gehabt das ich heil und gesund angekommen bin. Große Nummer, aber ohne E-Bike das nächste Mal, ich glaube ich will es angenehmer bei Steigungen haben. Deutsche Jugendherbergen sind gute Plätze zum Ausruhen, Leute kennenlernen und auch sehr gut zum frühstücken. Mein altes rotes Bike von Karstadt, nun fast 20 Jahre alt, zweimal über die Alpen, durch und über die Apenninen, (x Pässe ) durch die Toscana, (hügelig ohne Ende ) in Spanien, Österreich ( hat Gott sein Dank keine Berge 🙂 ) Portugal und Frankreich, hat nie einen Platten gehabt, wird langsam müde. Der Fahrer auch. Es war die letzte große Fahrt mit ihm – Danke –
Mainz – Koblenz 10.8.24
von
Schlagwörter: