Mit dem Rad, von Augsburg nach Ulm und weiter siehe Überschrift. Das habe ich mir vorgenommen und seit einigen Tagen bin ich wieder zu Hause und resümiere darüber was ich mir als fast 71 jähriger vorgenommen habe. Das Wetter ist gut, Sonnenschein, fast zu viel. Ich fahre gegen 7.30 Uhr von zu Hause weg und erstmal zur Bäckerei Schneider. Treffe dort meine Homies, Jens und Hans, trinke meinen Tee und esse eine Brezn, ratsche noch mit ihnen und nach 20 Minuten geht es los. Die erste Wegstrecke Richtung Welden, kenn ich, aber diesmal geht es nicht weiter bis zur Schwiegermutter in Welden, sondern nach Zusmarshausen. Unbekanntes Terrain, ein bisschen Auf und Ab und es wird richtig warm. Günzburg ist mein Zwischenstopp, in der Fußgängerzone etwas essen und dann weiter. Um 15 Uhr setze ich mich aufs Rad, es sind noch knapp 30 Kilometer bis Ulm in zwei Stunden sollte ich in der Jugendherberge sein. An der Donau entlang und dann immer gerade aus bis nach Ulm. Über Burgau und andere Märkte und Dörfer, aber meistens ist man im Wald oder direkt am Ufer. Kurze Ergänzung, in Burgau rettet ein Herr Burger, Burgau vor der totalen Zerstörung, da er sich weigerte Burgau, am Ende des 2. Weltkrieges zu sprengen und im letzten Augenblick die Zündschnur kappte. So blieb Burgau erhalten. Das doofe dritte Reich und der 2.Weltkrieg. Kleine Gedenktafel an einer Günzbrücke. Entweder weiter auf dem Donaudamm oder direkt Ufer, noch gezeichnet vom Hochwasser der letzten Monate . Einige Wege direkt auf Ufer sind noch gesperrt. Dann also wieder durch den Wald. Viel Sonne wenig Mücken, grosser blauer Himmel über mir. Wasservögel, Gänse, Schwäne, Enten, Graureiher,links, rechts, Kilometerhinweise für die Donau, irgendetwas mit 2480 Kilometer. Ulm, Jugendherberge wo bist du? Mit Hilfe von GoogleMaps quäle ich mich durch Ulm. Ulm hat gerade viele Baustellen und Umleitungen auch für Radler und es geht immer bergauf und ab. Trotz Google nicht leicht zu finden, da fast keine Hinweisschilder. Nach einer Stunde oben. Einchecken, Bettzeug mitnehmen, duschen sich vertraut machen in der Jugendherberge. Als Erwachsener war ich noch nie in einer, als Schüler vielleicht . Alles gut, da oben in Ulm in der Herberge. Es gab zu Abend Kasspatzen und Apfelstrudel mit Vanillesoße. Mein Tischnachbar passionierter Radler. Einmal Nordcap in 4 Monaten, in seinen 50zigern. Wir ratschen beim Essen, tauschen unsere Touren aus. Er geht noch in die Stadt nach unten, ich bleibe oben. Da gerade Olympia, verfolge ich die Wettkämpfe übers Handy. Am Morgen früh aufgestanden, noch kurz geplaudert mit meinen Tischnachbarn und dann auf zur Schwäbischen Alb. Man weiß ja Schwäbische Alb, Autobahn nach Stuttgart, rauf und runter und nun alles mit dem Rad. Gott sei Dank weiß man nicht immer was auf einem zukommt. Ob man dann es so machen würde? Eine philosophische Frage oder akademische Frage, denn so richtig kann man sie nicht beantworten, wenn einem gesagt würde, wenn du dich so entscheidest dann passiert dies oder jenes? Wie immer spielt der Wunsch der Wille eine Rolle, ich will nach Tübingen also durch die Alb. Zuerst der Gedanke und dann das Erleben und nicht wie so oft im Alltag zuerst der Gedanke und dann bleibt es bei ihm. Dann heißt ich weiß es schon oder kenn ich schon. Erleben im Kopf und nicht im tatsächlichen Erleben und tun.
Runter in die Stadt Ulm fast und dann Einstieg in die
Erwin Rommel Steige in Blaustein, zum abgewöhnen. Wie immer Villengegend. Schieben, der Umwerfer von meinen Rad geht nicht mehr, per Hand die Kette aufs kleinste Kettenblatt gelegt und da blieb es. Die Alb ist quasi eine Hochebene, Gebirge mit der höchsten Erhebung von ca. 1000 m. zwar auch mit Höhen und Tiefen, viel Wald und Getreideanbau. Kleine Wege und Straßen, vorbei an Kühen , Ziegen, Wiesen, Obstbäumen, Streuobstwiesen und abgeranzten Häuser, Hütten. Alles sehr wild. Jetzt wird es richtig warm von der Kälte hier oben im Winter nichts zu spüren. Jeder Schatten ist willkommen. Ich fahre über Wippingen,, Bühlenhausen, Berghülen, Laichingen, Westerheim, Hengen nach Bad Urach. Geplant war eine andere Strecke, aber ich kombiniere die Wegbeschreibungen von Maps mit den Radschildern und irgendwann habe ich mich verfranzt. Ältere Frau an der Bushaltestelle gezeichnet von Alkohol, Nikotin und? In einer Minibäckerei, der tägliche Jogger, der verstörte Rentner und das tägliche Ehepaar. Weiter vorbei an Oldtimern von Porsche, Mercedes , Buick, alle verwahrlost. Die Geschäftsidee ging die auf? Ich verpasse die meine Abfahrt nach Bad Urach, 6 Kilometer Ehrenrunde. Eine halbe Stunde später stehe ich tief im Wald, wo war die Abfahrt nach Bad Urach ? Rufe die Touristeninformation in Bad Urach an, Entschuldigung ich kann ihnen nicht helfen. Auch Sonja nicht, die ihrer Eingebung folgend mich anrief und trotz Standortverfolgung auch nicht mehr wußte wo ich bin und wie es weiter geht. Später auf der Karten sah ich das ich die Strecke im Wald zwar hätte weiter fahren können, wäre aber verzweifelt, der Länge wegen und der Höhenmeter und wäre irgendwann als vermisst gegolten. Ich laufe zurück, heiß die kleinen düsteren Gedanken, ich alleine im dichten Wald im irgendwo der Alb verfliegen wieder. Bin sehr vorsichtig beim fahren über die Schotterwege. Finde zurück zur Straße und bin jetzt schon fertig. Sehr vorsichtig bei der Abfahrt nach Bad Urach. Es geht steil runter 4,8 km auf der B 28von ca. 800 m nach Bad Urach mit ca. 400 m Höhe. Unten Hitzestau 35 Grad ?Die Stadt in Nachmittagshitzeagonie. Kühl ist das Parkhaus und alle Geschäfte. Ich esse eine Kleinigkeit, trinke Cola und Isogetränke. Gegen 17 Uhr mach ich mich noch auf den Weg nach Tübingen die 30 km sollten doch zu packen sein. Ja, gepackt aber nicht sehr schnell , einfach ausgepowert. Ich habe nur noch die Kilometer gezählt, jeden einzelnen. Gott sei Dank liegt die Jugendherberge am Neckar. 20 Uhr wars als ich ankam, seit 8 Uhr auf dem Rad auf den Beinen, unterwegs. Ich kann nichts essen nur ein paar Chips und Abendstimmung am Neckar. Da sitz ich also am Neckar, die Stockerkähne sehend, die Sonne geht unter und ich ohne Bettdecke geschlafen, nur mit dem Plümo. Heiß die Nacht. So fertig war ich noch nie, ich bin 120 km gefahren, über die Alb und mein gesamtes System sagte Nein, nicht weiter. Das meine ich mit Erleben, es ist heiß, Umleitungen oder verfahren, all das steht nicht im Plan sondern ergibt sich. Im Nachhinein auch etwas unvernünftig und leichtsinnig. Es war ein Akt des Willens und nicht des Könnens. Zwei Etappen wären gut gewesen, denke ich mir im Nachhinein. Hätte, hätte, Fahrradkette.
Tübingen 7.8.24
Nach einigen hin und her entschließe ich mich den Tag in Tübingen zu verbringen. Merke so eine Müdigkeit. Gut gefrühstückt, das Frühstück hier und in Ulm alles gut und reichhaltig und das Personal ganz gut. Noch eine Nacht hier zum ausschlafen und ausruhen. Gut, ich muss auschecken damit ich wieder einchekcken kann, mein Zimmer wird gebraucht für eine Gruppe, ich bekomme ein anderes. Aber, einchecken erst gegen 16 Uhr. Also,Tübingen anschauen, und die ist jung, bunt, blumig ,Fahrradstadt. Ein sehr gutes miteinander von Radlern und Fußgänger, etwas teuer und klimabewusst. Bin im Rathaus, stolpere über Boris Palme den Bürgermeister und den Stadträten die ihre Stadt nach und nach klimaneutral machen wollen und wie es mir scheint auf den richtigen Weg sind. Ich schlender durch Die italienische Altstadt jenseits der Alpen. Erinnert mich stark an Lucca in der Toscana. Autos draußen und viele Radler und Fußgänger. Kleine Geschäfte die funktionieren, leben am Neckar mit seinen kleinen Bächen in den engen Gassen. Viel, vielseitige Gastroangebot und doch gemütlich, entspannt obwohl auch einige Touristen unterwegs sind.. Die Altstadt, eng verspielt und immer wieder schöne Gassen und Plätze für , ohne und mit Familien zum spielen verweilen und ratschen. Ebenso Marktstände für den Obst – und Gemüsebedarf, auch nachmittags. Boris Palme macht doch viel richtig für seine Stadt. Augsburg entleert sich und vergibt seinen Charme, Handwerksidentität, gehörtMetropol Region München und vergibt damit seine ursprüngliche Identität. Karstadt macht zu und billige Handelsketten erobern die Innenstadt. Amazon und Co tun ihres übriges für die Einfallslosigkeit von Augsburg. Tübingen. In der Stiftskirche Tübingen ein feines Mittagorgelkonzert. Das Schloss in Tübingen oberhalb der Altstadt gehört zu Uni und es fühlt sich gut an, im Schlossgarten. Jetzt noch etwas Essen und so langsam kommen meine Kräfte wieder. In der Jugendherberge gibt es leckeres Abendessen und Tübingen beginnt wieder zu brummen. Studentenstadt und Ausgehstadt, man macht sich fit für den Abend. Gegen drei Uhr bin ich letzte Nacht von der Stille aufgewacht, jetzt aber brummt die Stadt. Gegenüber auf der anderen Neckarseite, Technosound. Ich will noch meine Beine vertreten nach dem Essen biege um die Ecke der Jugendherberge sehe die Stockerkähne und da mir aufgefallen ist, das die unterschiedlichste Menschen die Kähne steuern frage ich einen Mann der gerade seinen Kahn absperrt. Und dann ratschen wir, Theo und ich zwei Stunden und ich erfahre alle über die Kähne, einiges von Theo, er von mir. Ein schönes kommunikatives Ping Pong Spiel beginnt. Also es gibt ca. 140 Stockerkähne und in 3 Gruppen aufgeteilt sind. 1.Gruppe, die gewerblichen Kapitäne, die zweite Gruppe Schulschaften und Kirchenvertreter, zu letzte Gruppe, Studenten und Unipersonal. Einige Schulen unterhalten eigene Stockerkahn AGs. So erklärt sich auch meine Beobachtung das Schüler/innen, Student:innen, ältere Semester die Kähne stockern. Einmal Stocker immer Stocker. Die kirchlichen Vertreter sind laut Theo nicht versichert, er schon. Während der Plauderei übt die Feuerwehr Taucheinsätze und eine ruhige Abendstimmung auf dem Neckar macht sich breit. Irgendwann wechseln wir vom Ufer auf seinen Kahn, der ihm gehört, aber nicht der Liegeplatz und das ist massgeblich. Er hat einen guten Deal mit jemanden der ihn dessen Liegeplatz gab. Ich frage ihn ob die Stocker ähnlich mafiöse Strukturen haben wie in Venedig, da lächelt er milde und er meint, es wird darauf geachtet wer einen Liegeplatz bekommen soll. Die Wartezeit beträgt zur Zeit 40 Jahren. Also regelt man alles intern und auch die Großkopferte in Tübingen haben keine Chance. Wir unterhalten uns noch über Hochwasser, das letzte heftige war 2013 und die Kähne waren nur Mikadostäbe. Ebenso über die Wasserqualität, die von einer der besten Kläranlage unterstützt wird. Da Tübingen UniMedstadt ist, kommen Radioisotope, Kontrastmittel, Hormone und sonstiges ins Wasser. Aus meiner Schulzeit weiß ich noch das der Neckar schmutziger war als der Rhein. Jetzt kann man baden. Theo ist auch ein wilder Geiger, ansonsten so wie ich ihn kennen lerne auch ein wilder Hunde. Spielt wo er gefragt wird vor allem irische Musik und Mittelalterliche Musik. Klassik ist ihm auch vertraut. Wenn er nicht stockt, widmet er sich seiner Geige und repariert andere Geige zusammen mit seinem Kollegen. In den Wintermonaten ist er auf Bali, in Vietnam, Thailand und lag wie Matthäus auch schon mit dem Roller in Thailand auf der Schnauze. So blubbern wir uns in den Abend hinein bis ich merke, ja jetzt ist Theo müde vom Tag und seinen Bieren von der anderen Uferseite. Wenn ich in Tübingen stocke, dann mit Theo. Der Ratsch war für uns beide richtig gut und hat mir viel Spaß gemacht. Im Nachgang entstand die Idee mit Sonjas Freundinnen und Anhang einmal in Tübingen zu stockern.