Mitten in der Nacht krachte es. Hat der Braunbär gegen das Fenster geschlagen, wie bei Jürgen in Amerika, das war mein erster Gedanke oder was war das ? Flugzeuge, Autos hören wir in der Nacht und immer wieder Wind, der in unserem Souterrainzimmer durch das offene Fenster fegt und für den infernalischen Schlag die Verantwortung trägt. Auf einmal hatten wir beide ,vor dem Frühstück ,den Reiseblues. Ja den gibt es, ich habe einige Reiseberichte gelesen und die, die nicht nur ein Highlight nach dem anderen auftischen, kommen alle an den Punkt. Mit einen Mal merkt man was auch fehlt, was Kopf, Geist, Seele und Hand braucht. Matthäus der Schlingel schickte uns ein Video von unserem Kater, oooh unser Kater. Dann auch noch Großstadt, alles unbekannt, sich entscheiden müssen permanent, was wird angeschaut? Nix wird angeschaut, treiben lassen. Lisboa zu Fuß entdecken, d.h. sieben Hügel mit heftigsten Steigungen rauf und runter. Vorsichtig sein beim Laufen, da die Straßen und Gehwege eine Katastrophe darstellen. Bestimmt zweimal mussten wir uns gegenseitig kurz stützen, weil irgendetwas aus dem Trottoir herausstand oder er sich plötzlich löchrig vertiefte. Alle, fast alle Straßen und Gehwege sind gepflastert. Das nächste „Paris – Roubaix Radrennen“ kann in Lissabon stattfinden und die Rennradprofis werden „Paris-Roubaix“ als Genussfahrt erleben. Lissabon ist ungepflegt, im Bauwahn, die Häuser verfallen, sind bunt, ruinöses Bauwerk wird vor den Portugiesen – und Innen geschützt. Siehe Bild mit den bunten Regenschirmen. Lisboa ist sehr jung, nicht so wie die Silberhaarstadt Augsburg. Aber es gibt auch ältere Menschen denen man ansieht, das ist nicht mehr ihre Stadt. Vielleicht wird Lisboa zur einer Metropole in fünf bis zehn Jahren und die vielen Schmuddelecken sind verschwunden und die neuen Hotels am Hafen vollendet. Das junge, hippe, vegane und am PC, in den Cafe’s arbeitende Jungvolk bereitet den Weg dahin. Früher oder später werden die coolen Viertel gentrifiziert sein. Die Obdachlosen aus ihren Nischen vertrieben, die Digital Nomaden weitergezogen und die jetzt schon sichtbare Kluft zwischen arm und reich wird weiter aufgehen. Großstadt ist ein ewiges Nehmen und wenig Geben, zwischen den Menschen und jeder und eine jede versucht mehr zu nehmen. Unzählige kleine Geschäfte, die es leider in der Warenvielfalt bei uns so nicht mehr gibt, werden hoffentlich noch lange überleben. Es gibt auch Flohmärkte, da treibt es uns hin, Tipp von Flores die wir gestern kennengelernt hatten. Riesiger Flohmarkt, wir kommen gar nicht bis zum Ende. Der Wind ist weiterhin kalt, aber die Sonne scheint. Mit Blick von einen dieser sieben Hügel sitzen wir im Park, Blick auf den Hafen. Wir finden ein veganes Lokal, der Betreiber kommt aus Brasilien und dann ab ins Museum für portugiesische Fliesenkunst. Museu Nacional do Aculejo Es überrascht einerseits mit dem kunstvollen Fliesen und Kacheln und dann mit der Klosterkirche. Wie immer auf der iberischen Halbinsel, begegnet man irgendeinem österreichischem Adelsgeschlecht, so auch hier. Wer Lisboa besucht unbedingt hingehen, ein Muss, siehe Bilder. Der Tag nähert sich dem Ende, der Wind nicht. Vierzig Minuten brauchen wir, bis wir in der Nähe unseres Zimmer sind, mit dem Bus. Ich koche für die angefrorene Reisende eine Gemüsesuppe, dazu ein Pilz/Paprikaragout. Haiku des Tages: Der Blick geht dahin dort hin, überall sind Augenblicke. Da springt ein Hund, da der Aufzug, dort die Straßensängerin, da Elton John, dort ….In der geschützten Nische eines Kaufhauses lebt ein Mann in Kartons.
27.2.2024 Lissabon
von
Schlagwörter: